Stell dir vor: Du sitzt in einem Café in Paris, hörst die Straßenmusik, hast ein Notizbuch voller Ideen und weißt, dass du hier gerade nicht nur Urlaub machst – sondern dein Studium lebst. Für viele klingt ein Auslandsstudium wie ein Traum. Doch gleich danach taucht die Frage auf: „Wie um alles in der Welt soll ich das bezahlen?“ Und genau da wird es spannend. Denn zum Glück gibt es in Deutschland eine ganze Menge Förderungen, die dir helfen können, diesen Traum Realität werden zu lassen.
In diesem Artikel schauen wir uns genau an, welche Möglichkeiten es gibt, welche Förderungen wirklich greifen und wie du das Maximum für dich herausholen kannst.
Warum lohnt sich ein Auslandsstudium überhaupt?
Bevor wir ins Geldthema einsteigen, lass uns kurz darüber reden, warum es sich überhaupt lohnt. Studien von DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) zeigen seit Jahren, dass Absolventen mit Auslandserfahrung auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen haben. Laut einer OECD-Erhebung von 2022 berichten über 70 % der deutschen Studierenden, dass sie durch ihre Zeit im Ausland nicht nur sprachlich, sondern auch persönlich gewachsen sind.
Es geht also nicht nur um bessere Karrierechancen, sondern auch um Soft Skills: Selbstständigkeit, Flexibilität, kulturelles Verständnis. Und ja, auch darum, dass es ziemlich cool klingt, wenn du beim Bewerbungsgespräch sagst: „Während meines Semesters in Barcelona habe ich…“
Grundsätzliche Finanzierungswege: Stipendien, staatliche Unterstützung, Nebenjobs
Bevor wir die großen Player wie Erasmus+ oder DAAD durchgehen, lass uns die Basiskategorien klären. Im Prinzip hast du drei Hauptwege, um dein Auslandsstudium zu finanzieren:
Staatliche Förderungen – hier spielt besonders das BAföG eine Rolle, oft ergänzt durch spezielle Programme.
Stipendien – von staatlichen Organisationen, privaten Stiftungen oder sogar Unternehmen.
Eigenfinanzierung und Nebenjobs – entweder durch Ersparnisse oder Jobs vor Ort, die in manchen Ländern aber stark reguliert sind.
Die meisten Studierenden nutzen übrigens eine Mischung aus mehreren dieser Quellen. Laut einer Studierendenbefragung des BMBF (2021) kombinieren 56 % ihre Finanzierung aus mindestens zwei unterschiedlichen Quellen.
BAföG fürs Ausland – der Klassiker, den viele unterschätzen
Viele denken: „BAföG? Das bekomme ich sowieso nicht.“ Aber halt – das Auslands-BAföG hat andere Regeln als das Inlands-BAföG. Du kannst es also bekommen, auch wenn du in Deutschland keine Förderung erhältst.
Wichtige Fakten:
Höhe: Auslands-BAföG deckt die Lebenshaltungskosten, Studiengebühren (bis zu 5.600 Euro pro Jahr), Reisekosten (einmal Hin- und Rückflug) sowie eine Krankenversicherung ab.
Dauer: Förderung bis zu einem Jahr, in manchen Fällen auch länger (z. B. bei kompletten Studiengängen im Ausland).
Besonderheit: Länderspezifische Förderämter – für jedes Zielland gibt es ein zuständiges BAföG-Amt.
Ein Beispiel: Studierst du ein Semester in den USA, kannst du nicht nur deinen Flug finanziert bekommen, sondern auch einen Zuschuss zu den oft horrend hohen Studiengebühren.
Erasmus+ – der Star in Europa
Wenn es um Auslandsstudium innerhalb Europas geht, kommt man an Erasmus+ kaum vorbei. Seit seiner Einführung hat das Programm Millionen Studierende unterstützt.
Vorteile von Erasmus+:
Monatliche Förderung: Zwischen 330 und 600 Euro pro Monat, abhängig vom Zielland.
Keine Rückzahlungspflicht: Es handelt sich um einen Zuschuss, nicht um ein Darlehen.
Netzwerk und Anerkennung: Erasmus ist nicht nur Geld – es erleichtert auch die Anerkennung deiner Studienleistungen.
Kleiner Fun Fact: Laut Europäischer Kommission haben über 80 % der Erasmus-Absolventen nach ihrem Studium schneller einen Job gefunden als Kommilitonen ohne Auslandserfahrung.
DAAD-Stipendien – riesige Vielfalt, aber auch Konkurrenz
Der DAAD ist der größte Förderer von Auslandsstudien weltweit. Er vergibt jährlich über 100.000 Stipendien an Studierende aus Deutschland und anderen Ländern.
Typische Programme:
Jahresstipendien für längere Aufenthalte.
Kurzstipendien für Forschungsaufenthalte oder Summer Schools.
Fachspezifische Stipendien für bestimmte Studienrichtungen.
Die Höhe der Förderung variiert: monatlich gibt es oft zwischen 850 und 1.200 Euro, dazu Zuschüsse für Reisen, Versicherungen und Studiengebühren.
Natürlich ist die Konkurrenz groß – aber wer ein klares Profil, gute Noten und ein überzeugendes Motivationsschreiben hat, hat echte Chancen.
Weitere staatliche Stipendien: Begabtenförderungswerke
Neben dem DAAD gibt es in Deutschland die sogenannten Begabtenförderungswerke, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt werden. Dazu gehören zum Beispiel:
Studienstiftung des deutschen Volkes
Konrad-Adenauer-Stiftung
Friedrich-Ebert-Stiftung
Heinrich-Böll-Stiftung
Viele dieser Stiftungen fördern Auslandsaufenthalte, oft zusätzlich zu ihrer regulären Studienförderung.
Ein Beispiel: Die Friedrich-Naumann-Stiftung bietet Zuschüsse für Forschungsaufenthalte und Auslandssemester, wenn diese ins Studienprofil passen.
Finanzierung durch Auslands-KfW-Kredit
Klingt nicht so sexy wie Erasmus oder Stipendien, ist aber für manche ein Rettungsanker: der KfW-Studienkredit, den du auch für ein Auslandsstudium nutzen kannst.
Monatliche Auszahlungen zwischen 100 und 650 Euro.
Flexibel einsetzbar für Lebenshaltungskosten und Gebühren.
Rückzahlung nach Studienende mit moderaten Zinsen.
Natürlich solltest du hier genau rechnen, denn Schulden will keiner unnötig anhäufen. Aber in Kombination mit anderen Förderungen kann es den entscheidenden Unterschied machen.
Landes- und Hochschulprogramme
Viele Bundesländer und Universitäten bieten eigene Stipendien für Auslandsaufenthalte an. Beispiele:
Baden-Württemberg-STIPENDIUM – für Studierende aus und nach Baden-Württemberg.
Bayern International – Zuschüsse für bayerische Studierende.
PROMOS-Stipendium – ein Programm des DAAD, das direkt über die Hochschulen vergeben wird.
Gerade PROMOS ist spannend, weil es viele Studierende gar nicht auf dem Schirm haben. Hier gibt es Zuschüsse für kürzere Auslandsaufenthalte (1 bis 6 Monate).
Arbeiten im Ausland – realistisch oder nicht?
Viele sagen: „Dann jobbe ich eben vor Ort.“ Das kann funktionieren, ist aber stark vom Zielland abhängig.
In der EU haben deutsche Studierende in der Regel volle Arbeitsrechte (mit Einschränkungen bei Stundenanzahl).
In Ländern wie den USA oder Australien brauchst du spezielle Visa, die oft nur Teilzeitjobs erlauben.
Manche Länder (z. B. Japan) schränken Ausländer-Jobs stark ein.
Fazit: Als Ergänzung okay, als Hauptfinanzierung riskant.
Private Stipendien und Unternehmensförderungen
Neben den staatlichen Programmen gibt es auch eine Vielzahl privater Anbieter:
Stiftungen von Unternehmen (z. B. Bosch, Bayer, Siemens).
Kirchliche Stipendien.
Organisationen wie Rotary oder Lions Club.
Diese sind oft weniger bekannt, aber dafür manchmal leichter zugänglich, weil sich weniger Leute bewerben.
Praktische Tipps für deine Bewerbung
Förderungen sind kein Selbstläufer. Damit du nicht in der Masse untergehst, hier ein paar Tipps:
Früh anfangen – viele Bewerbungsfristen liegen 6–12 Monate vor dem Aufenthalt.
Motivationsschreiben ernst nehmen – hier musst du zeigen, warum genau du ins Ausland passt.
Referenzen sammeln – Professoren, Praktikumsbetreuer oder Lehrer können Türen öffnen.
Mehrgleisig fahren – bewirb dich bei mehreren Programmen gleichzeitig.
Quick Fact
Laut einer Studie des Statistischen Bundesamts (Destatis, 2023) brechen knapp 40 % der Studierenden ihre Auslandspläne aus finanziellen Gründen ab. Mit der richtigen Förderstrategie muss das nicht sein.
Checkliste: Welche Förderung passt zu dir?
Willst du innerhalb Europas bleiben? → Erasmus+.
Geht es in die USA oder Australien? → Auslands-BAföG + DAAD.
Planst du nur einen kurzen Aufenthalt (z. B. Summer School)? → PROMOS oder Kurzstipendium.
Brauchst du Sicherheit durch Kredit? → KfW-Studienkredit.
Suchst du etwas Exklusives? → Unternehmens- oder Stiftungsstipendium.
Fazit: Dein Auslandsstudium ist finanzierbar – wenn du es richtig angehst
Die Frage „Welche Förderung kann man beziehen, um im Ausland zu studieren?“ klingt am Anfang wie ein Hindernis. Aber wenn man sich die Möglichkeiten anschaut, merkt man: Es gibt unzählige Wege. Von BAföG über Erasmus bis hin zu privaten Stiftungen – fast jeder kann eine passende Finanzierung finden.
Am Ende hängt es von deiner Vorbereitung ab. Je früher du dich informierst, desto besser deine Chancen. Der größte Fehler ist, gar nicht erst anzufangen, weil man denkt, es sei unmöglich.
Also: Fang an, recherchiere, bewirb dich – und mach den Traum vom Auslandsstudium wahr.