Die Heilpraktikerprüfung für Psychotherapie gehört zu den anspruchsvollsten Prüfungen im Gesundheitsbereich. Jedes Jahr treten tausende Bewerberinnen und Bewerber in Deutschland an – und fast die Hälfte fällt durch. Das klingt im ersten Moment abschreckend, aber genau deshalb ist eine kluge Prüfungsvorbereitung entscheidend.
In diesem Leitfaden erfährst du, wie du dich optimal vorbereitest, wie lange es realistisch dauert, welche Themen wirklich wichtig sind und warum so viele scheitern. Außerdem werfen wir einen Blick auf die Chancen und Möglichkeiten nach der bestandenen Prüfung.
Warum die Heilpraktikerprüfung Psychotherapie so besonders ist
Die „Heilpraktikererlaubnis für Psychotherapie“ ist ein staatlich geschützter Titel. Sie erlaubt dir, psychotherapeutisch zu arbeiten, auch wenn du kein Medizinstudium oder Psychologiestudium abgeschlossen hast.
Die Prüfung wird von den Gesundheitsämtern durchgeführt und besteht aus zwei Teilen:
Schriftliche Prüfung – Multiple-Choice mit 28 von 55 richtigen Antworten zum Bestehen.
Mündliche Prüfung – Einzelgespräch vor einer Kommission mit Fallbeispielen und Fachfragen.
Nach Angaben des Bundes Deutscher Heilpraktiker (BDH) beträgt die Durchfallquote bundesweit zwischen 40 % und 60 %. Das zeigt: Ohne strukturierte und intensive Vorbereitung geht es nicht.
Wie schwer ist die Prüfung zum Heilpraktiker Psychotherapie?
Viele unterschätzen die Anforderungen. Typische Rückmeldungen von Prüflingen sind:
„Es ist wie ein Medizinstudium im Schnelldurchlauf.“
„Man muss nicht alles wissen, aber das Wesentliche wirklich sicher beherrschen.“
„Die mündliche Prüfung war eine echte Stresssituation.“
Der Umfang ist groß, da du dir medizinisches, psychologisches und rechtliches Wissen aneignen musst. Zu den Kernbereichen gehören:
Psychopathologie (Depression, Angststörungen, Schizophrenie, Persönlichkeitsstörungen)
Diagnostische Verfahren (ICD-10/ICD-11 Grundlagen)
Gesetzeskunde (PsychKG, BGB, Schweigepflicht, Unterbringung)
Differenzialdiagnosen (z. B. Abgrenzung organischer Erkrankungen)
Notfallmaßnahmen (Suizidalität, akute Psychosen)
Das klingt viel – und ist es auch. Doch mit dem richtigen Plan ist die Prüfung absolut machbar.
Wie lange dauert die Vorbereitung?
Die Dauer hängt stark von deinem Vorwissen und deiner Lernzeit pro Woche ab. Erfahrungswerte aus Fernschulen, Intensivkursen und Erfahrungsberichten zeigen:
Berufstätige nebenbei: 12–18 Monate mit 5–10 Stunden Lernen pro Woche.
Vollzeit-Vorbereitung: 6–9 Monate mit 20 Stunden Lernen pro Woche.
Crashkurse: 3–6 Monate, wenn du schon viel medizinisches oder psychologisches Vorwissen hast.
Eine Umfrage der Deutschen Heilpraktiker Schule ergab, dass über 60 % der Teilnehmer mehr als ein Jahr lernen, bevor sie sich sicher zur Prüfung anmelden.
👉 Kurzer Realitätscheck: Wer nur ein paar Wochen vor der Prüfung anfängt, hat kaum Chancen.
Warum fallen so viele durch die Heilpraktikerprüfung?
Die hohen Durchfallquoten haben mehrere Gründe:
Unterschätzung des Umfangs – Viele denken, ein Crashkurs reicht.
Fehlender roter Faden – Ohne klaren Lernplan verzettelt man sich.
Prüfungsangst – Besonders die mündliche Prüfung überfordert viele.
Unklare Fragestellung – Multiple-Choice-Fragen sind oft tricky.
Fehlendes Verständnis der Gesetzeskunde – ein Bereich, den viele vernachlässigen.
Studien zeigen, dass strukturiertes Lernen mit Wiederholungen die Erfolgschancen deutlich erhöht. Kandidaten, die mit Karteikarten, Mindmaps und Simulationen arbeiten, bestehen signifikant häufiger.
Dein Fahrplan zur erfolgreichen Prüfungsvorbereitung
1. Klare Lernstruktur entwickeln
Ohne Plan kein Erfolg. Teile den Stoff in Themenblöcke:
Psychische Störungen (Depression, Angst, Psychosen, Sucht)
Therapieformen (Verhaltenstherapie, Gesprächstherapie, tiefenpsychologische Ansätze)
Recht & Gesetz (PsychKG, Unterbringung, Schweigepflicht)
Notfälle (Suizid, Delir, Psychose)
Plane Wiederholungen ein. Das Gehirn speichert Wissen besser durch Spaced Repetition – also Wiederholung in steigenden Abständen.
2. Die richtigen Lernmaterialien
Es gibt unzählige Bücher und Kurse. Beliebt sind:
Prüfungsratgeber Heilpraktiker Psychotherapie (Springer Verlag)
Thieme Psychiatrie & Psychotherapie kompakt
Fernschulen wie Impulse e. V., SGD oder Paracelsus Schulen
Online-Kurse mit Prüfungssimulationen
Tipp: Nutze zusätzlich alte Prüfungsfragen (auf Heilpraktiker-Portalen verfügbar). Diese geben dir ein realistisches Bild vom Schwierigkeitsgrad.
3. Simulation der Prüfung
Besonders wichtig ist die mündliche Prüfung. Viele scheitern, weil sie im Gespräch blockieren. Deshalb:
Übe mit einem Lernpartner oder Dozenten.
Simuliere typische Fragen („Wie gehen Sie mit einem suizidalen Patienten um?“).
Trainiere das freie Sprechen, nicht nur schriftliches Wissen.
4. Lernmethoden, die wirklich helfen
Karteikarten – ideal für Symptome und Definitionen.
Mindmaps – für Zusammenhänge und Überblick.
Lern-Apps – wie Anki oder Quizlet für digitales Wiederholen.
Lehrvideos – auf YouTube oder von Fernschulen.
Studien zur Gedächtnispsychologie zeigen: Multisensorisches Lernen (sehen, hören, sprechen) steigert die Behaltensquote um bis zu 70 %.
Realistische Erfolgsquoten
Wenn du mindestens ein Jahr strukturiert lernst, deine Prüfungssimulationen ernst nimmst und dir auch die Gesetzeskunde gründlich anschaust, hast du gute Chancen zu bestehen.
Viele Anbieter werben mit Erfolgsquoten von über 80 %, aber diese Zahlen beziehen sich nur auf Teilnehmer ihrer Intensivkurse. Bundesweit liegt die reale Bestehensquote bei ca. 45–55 %.
Was verdient ein Heilpraktiker für Psychotherapie?
Nach bestandener Prüfung kannst du selbstständig in eigener Praxis arbeiten.
Einstieg: ca. 1.500–2.500 € brutto im Monat (Teilzeit).
Etabliert: 3.000–5.000 € monatlich möglich, abhängig von Patientenzahl.
Honorar: üblicherweise zwischen 60–100 € pro Sitzung (50 Minuten).
Laut Statista (2023) liegt das durchschnittliche Einkommen von Heilpraktikern für Psychotherapie in Deutschland bei ca. 45.000 € pro Jahr – mit großen regionalen Schwankungen.
Checkliste: Bist du bereit für die Prüfung?
✅ Kennst du die Hauptdiagnosen (Depression, Angst, Schizophrenie, Sucht)?
✅ Hast du die wichtigsten Gesetzesgrundlagen gelernt?
✅ Kannst du einen Notfall (Suizid, akute Psychose) sicher einschätzen?
✅ Hast du alte Prüfungsfragen geübt?
✅ Hast du eine mündliche Prüfung simuliert?
✅ Bist du mindestens 12 Monate drangeblieben?
Wenn du diese Punkte mit „Ja“ beantworten kannst, bist du auf einem guten Weg.
Tipps gegen Prüfungsangst
Atemübungen (4 Sekunden einatmen, 4 halten, 6 ausatmen)
Visualisierung – stell dir vor, wie du ruhig und souverän antwortest
Prüfung als Gespräch sehen – die Prüfer wollen deine Kompetenz erkennen, nicht dein Scheitern
Generalprobe – je öfter du eine Simulation machst, desto weniger Stress am echten Tag
Quick Fact
Die Heilpraktikerprüfung Psychotherapie wurde 1993 eingeführt. Seitdem haben über 100.000 Menschen bundesweit daran teilgenommen.
Fazit
Die Prüfungsvorbereitung zum Heilpraktiker für Psychotherapie ist anspruchsvoll, aber machbar. Mit einem klaren Plan, den richtigen Materialien und konsequentem Training kannst du die Durchfallquote deutlich hinter dir lassen.
Die meisten, die scheitern, sind schlichtweg unvorbereitet oder unterschätzen die Anforderungen. Wer sich dagegen strukturiert vorbereitet, regelmäßig übt und auch den mündlichen Teil ernst nimmt, hat sehr gute Chancen, die Prüfung erfolgreich zu bestehen – und anschließend als Heilpraktiker für Psychotherapie eine erfüllende Karriere zu starten.