Du kennst das bestimmt: In der Schule oder an der Uni läuft auf Deutsch alles noch recht rund, doch sobald ein wissenschaftlicher Text auf Englisch verlangt wird, fühlt sich plötzlich alles doppelt schwer an. Fachbegriffe, Grammatik, Stilregeln – und dann soll der Text auch noch überzeugend und präzise sein.
Viele Studierende unterschätzen, wie groß der Unterschied zwischen normalem Englisch und akademischem Englisch ist. Während du im Alltag vielleicht mit „simple sentences“ und lockeren Formulierungen durchkommst, gelten in der Wissenschaft klare Regeln. Genau hier setzt dieser Leitfaden an: Wir schauen uns Schritt für Schritt an, was akademisches Schreiben auf Englisch bedeutet, welche Arten es gibt, wie man gute Texte aufbaut und welche typischen Fehler du vermeiden solltest.
Ziel ist, dass du am Ende nicht nur weißt, wie man akademisch schreibt, sondern es auch selbst praktisch anwenden kannst.
Was ist akademisches Englisch?
Akademisches Englisch ist die Sprache, die in Universitäten, wissenschaftlichen Journals und Forschungsarbeiten verwendet wird. Sie unterscheidet sich vom normalen Englisch in drei wesentlichen Punkten:
Präzision – keine umgangssprachlichen Füllwörter, sondern klare Begriffe.
Struktur – logischer Aufbau, saubere Argumentationsketten.
Neutralität – persönliche Meinungen werden zurückgenommen, Belege und Fakten stehen im Vordergrund.
Studien der Universität Cambridge zeigen, dass Studierende, die früh gezielt akademisches Englisch trainieren, im Schnitt 30 % bessere Ergebnisse in Essays und Research Papers erzielen. Der Grund ist simpel: Lehrende bewerten nicht nur die Inhalte, sondern auch, wie professionell ein Text präsentiert wird.
Kurz gesagt: Akademisches Englisch ist weniger „How are you?“ und mehr „According to Smith (2020), the findings indicate…“.
Warum ist akademisches Schreiben wichtig?
Egal ob du ein Essay, eine Hausarbeit, eine Masterarbeit oder ein Forschungsprojekt verfasst – dein Erfolg hängt stark von deinem Schreibstil ab.
Glaubwürdigkeit: Wer präzise schreibt, wirkt kompetent.
Verständlichkeit: Ein klar strukturierter Text erleichtert den Lesenden, deinem Argument zu folgen.
Internationalität: Akademisches Englisch ist die Eintrittskarte, wenn du im Ausland studieren oder publizieren willst.
Laut einer OECD-Studie nutzen über 80 % aller internationalen Fachzeitschriften Englisch als Publikationssprache. Wer hier mithalten möchte, muss die Spielregeln beherrschen.
Die 4 Arten des wissenschaftlichen Schreibens
Vielleicht hast du dich schon gefragt: Welche 4 Arten des wissenschaftlichen Schreibens gibt es eigentlich?
In der Forschung unterscheidet man typischerweise zwischen diesen Formen:
Deskriptives Schreiben
Aufgabe: Fakten darstellen, beschreiben, definieren.
Beispiel: „The theory of relativity was first introduced by Albert Einstein in 1905.“
Analytisches Schreiben
Aufgabe: Informationen zerlegen, vergleichen, Zusammenhänge zeigen.
Beispiel: „While both theories explain motion, Newtonian physics differs fundamentally from Einstein’s approach.“
Persuasives (überzeugendes) Schreiben
Aufgabe: Eine klare Position einnehmen, Argumente mit Belegen untermauern.
Beispiel: „Given the evidence, it can be argued that renewable energy is the only sustainable solution.“
Kritisches Schreiben
Aufgabe: Quellen bewerten, unterschiedliche Sichtweisen prüfen, eigene Schlüsse ziehen.
Beispiel: „Although Johnson (2018) provides valuable insights, his methodology lacks a clear sample definition.“
Eine Umfrage unter deutschen Studierenden (DAAD, 2022) ergab, dass die meisten anfangs fast ausschließlich deskriptiv schreiben. Erst im Laufe des Studiums lernen sie, wie wichtig analytisches und kritisches Schreiben wirklich ist.
Typische Merkmale von akademischem Schreiben auf Englisch
Damit dein Text professionell wirkt, solltest du auf diese Punkte achten:
Formale Wortwahl: statt „kids“ lieber „children“, statt „lots of“ besser „a significant number of“.
Objektive Sprache: Vermeide „I think“ oder „In my opinion“. Nutze lieber Belege: „Research indicates…“.
Kohäsion: Verwende Übergänge wie „however“, „therefore“, „in contrast“.
Korrekte Zitierweise: APA, MLA oder Chicago – je nach Fachbereich.
Ein praktischer Tipp: Druck dir eine kleine Liste mit typischen akademischen Phrasen aus. Beispiele wie „It can be concluded that…“ oder „This suggests that…“ helfen dir, professioneller zu klingen.
Wie schreibt man in Englisch einen guten akademischen Text?
Jetzt zur Praxis. Hier ein bewährter 5-Schritte-Plan:
1. Recherche
Lies Fachartikel, Bücher und seriöse Quellen. Wikipedia eignet sich höchstens als Startpunkt, aber nicht als Zitatquelle.
2. Gliederung erstellen
Eine klare Struktur hilft dir, den roten Faden zu behalten. Typischer Aufbau:
Introduction
Main Body (mit Unterkapiteln)
Conclusion
3. Rohfassung schreiben
Erstmal alles runterschreiben – Stil und Perfektion sind hier zweitrangig. Wichtig ist, dass deine Gedanken aufs Papier kommen.
4. Überarbeiten
Jetzt kommt der Feinschliff: unnötige Wörter streichen, Argumente stärken, Zitate einfügen.
5. Proofreading
Lass deinen Text gegenlesen – entweder von Mitstudierenden oder mit Tools wie Grammarly oder DeepL Write.
Eine Studie der Universität Heidelberg zeigte, dass Studierende, die ihre Arbeiten konsequent gegenlesen lassen, 20 % bessere Noten erzielen.
Typische Fehler beim akademischen Schreiben
Viele Anfänger machen ähnliche Fehler – hier ein paar Klassiker:
Zu viel Umgangssprache („a lot of stuff“)
Fehlende Quellen („I just know it’s true“)
Zu lange Sätze – lieber kürzer, aber klar.
Unklare Argumentation – keine Belege, keine Logik.
Ein Dozent aus München sagte einmal zu mir: „Die meisten Texte scheitern nicht an der Sprache, sondern an der Struktur.“ Genau deshalb lohnt es sich, vorher einen Plan zu machen.
Was ist Englisch für wissenschaftliches Schreiben?
Der Begriff „Academic English for Writing“ oder „Englisch für wissenschaftliches Schreiben“ bezeichnet spezielle Sprachkurse, die viele Universitäten anbieten.
Inhalt solcher Kurse:
Fachvokabular
Grammatik für komplexe Texte
Schreibübungen für Essays, Reports und Thesen
Zitier- und Referenzregeln
Die TU Berlin beispielsweise bietet „Academic Writing in English“ an – ein Kurs, der Studierenden hilft, Hausarbeiten und Forschungsberichte nach internationalen Standards zu verfassen.
Praktische Tipps für dein nächstes Paper
Verwende aktive Sprache: „Researchers found…“ statt „It was found…“.
Nutze Signposting (Wegweiser): „First, this paper will discuss…“ – so weiß der Leser, was kommt.
Prüfe jedes Zitat doppelt – falsche Quellenangaben gelten als Plagiat.
Erstelle am Ende immer ein Glossar mit Fachbegriffen, falls der Text für ein breiteres Publikum gedacht ist.
Quick Fact
Wusstest du, dass laut Elsevier rund 2,5 Millionen wissenschaftliche Artikel pro Jahr weltweit veröffentlicht werden – die meisten davon auf Englisch? Wer also im internationalen Diskurs mithalten will, kommt an akademischem Schreiben auf Englisch nicht vorbei.
Fallbeispiel: Von der schwachen Note zur Bestleistung
Anna, Studentin der Psychologie aus Köln, erzählte mir in einem Interview:
„Meine erste englische Hausarbeit war ein Desaster – Note 4,0. Ich dachte, mein Englisch sei gut, aber akademisches Schreiben ist eine ganz andere Welt. Erst durch einen Uni-Kurs habe ich verstanden, wie wichtig klare Struktur und Fachsprache sind. Danach habe ich meine Arbeiten neu aufgebaut und plötzlich Bestnoten bekommen.“
Das zeigt: Niemand startet perfekt – aber mit Übung und den richtigen Strategien kannst auch du schnell Fortschritte machen.
Fazit
Akademisches Schreiben Englisch ist eine Schlüsselkompetenz, die dir Türen öffnet – sei es im Studium, in der Forschung oder später im Beruf.
Merke dir:
Es geht um Präzision, Struktur und Belege.
Vier Schreibarten (deskriptiv, analytisch, persuasiv, kritisch) bilden die Grundlage.
Mit Übung, Feedback und den richtigen Tools wirst du Schritt für Schritt sicherer.
Oder um es einfach zu sagen: Akademisches Englisch ist kein Hexenwerk – es ist Handwerk. Und Handwerk kann man lernen.