Einleitung
Stell dir vor, du hast gerade deinen Realschulabschluss in der Tasche und überlegst: „War’s das jetzt? Oder kann ich vielleicht sogar im Ausland studieren?“
Viele Schüler glauben, dass nur das Abitur den Weg zu internationalen Unis ebnet. Aber das stimmt so nicht. Zwar verlangen viele Hochschulen einen höheren Abschluss, doch es gibt tatsächlich Wege, wie du mit einem Realschulabschluss ins Ausland gehen kannst. Manche davon sind direkt, andere führen über Umwege wie Colleges, Foundation Years oder spezielle Vorbereitungskurse.
In diesem Artikel schauen wir uns gemeinsam an:
Welche Länder dich auch mit Realschulabschluss aufnehmen.
Welche Studienmöglichkeiten es gibt.
Welche Voraussetzungen du kennen musst.
Und wie du deine Chancen Schritt für Schritt erhöhen kannst.
Lass uns ehrlich sein: Der Weg ist manchmal steiniger, aber er ist machbar. Und wer die Mühe investiert, gewinnt nicht nur Bildung, sondern auch internationale Erfahrung – ein riesiger Pluspunkt für deine Zukunft.
Was bedeutet der Realschulabschluss im internationalen Vergleich?
Um die Sache besser zu verstehen, müssen wir erstmal klären, wie dein Abschluss im Ausland überhaupt bewertet wird.
In Deutschland gilt der Realschulabschluss als mittlerer Bildungsabschluss. Er entspricht in vielen Ländern ungefähr dem 10. Schuljahr.
Im Vergleich: Das deutsche Abitur entspricht in etwa einem High School Diploma (12th grade) in den USA oder dem britischen A-Levels.
Studien und Berichte, unter anderem von Destatis (2023), zeigen, dass rund 28 % der Realschulabsolventen in Deutschland im Anschluss versuchen, über Fachabitur oder Berufsausbildung weiterzumachen – und dadurch langfristig sogar Zugang zu Hochschulen im In- und Ausland erhalten.
Im Klartext: Dein Realschulabschluss wird im Ausland oft anerkannt, aber nicht automatisch als Uni-Zulassung. Es braucht also einen Zwischenschritt.
Wo kann man mit Realschulabschluss im Ausland studieren?
Hier kommt die spannende Frage: Welche Länder lassen dich mit deinem Abschluss rein?
1. USA – Der direkte Weg über Community Colleges
Die USA sind wahrscheinlich das bekannteste Beispiel. Dort gibt es sogenannte Community Colleges, die bewusst einen niedrigeren Zugang haben.
Du brauchst in der Regel kein Abitur, sondern lediglich deinen Realschulabschluss, gute Englischkenntnisse und einen Nachweis finanzieller Mittel.
Dort kannst du ein Associate Degree beginnen – ein zweijähriges Programm.
Nach dem Abschluss kannst du direkt in den Beruf gehen oder an eine Uni wechseln, um deinen Bachelor fortzusetzen.
Studie sagt: Laut dem College Board (2022) starten über 40 % der US-Studierenden an einem Community College, bevor sie auf eine Universität wechseln.
2. Kanada – Colleges und Pathway-Programme
Kanada ist ähnlich flexibel.
Viele Colleges akzeptieren internationale Bewerber mit Realschulabschluss.
Typische Studienrichtungen: IT, Business, Tourismus, Medien.
Zusätzlich gibt es sogenannte Pathway-Programme. Diese bereiten dich sprachlich und fachlich auf ein späteres Universitätsstudium vor.
Ein Vorteil Kanadas: Die Studiengebühren sind zwar hoch, aber oft niedriger als in den USA, und die Einwanderungschancen nach dem Studium sind attraktiv.
3. Großbritannien – Foundation Year
Die britischen Universitäten sind streng, was das Abitur betrifft. Aber es gibt einen Umweg: das Foundation Year.
Dabei handelt es sich um ein Vorbereitungsjahr für internationale Bewerber ohne A-Levels.
Nach erfolgreichem Abschluss kannst du dich direkt für ein Bachelorstudium einschreiben.
Beispiel: Viele deutsche Schüler mit Realschulabschluss belegen ein Foundation Year in London oder Manchester – und starten danach regulär ins Studium.
4. Australien & Neuseeland – Bridging Courses
Australien und Neuseeland bieten dir sogenannte Bridging Courses.
Diese Kurse sind wie eine Art Abitur-Nachholung, speziell für internationale Studenten.
Nach Abschluss bist du berechtigt, dich für ein Bachelorstudium zu bewerben.
Vorteil: Du kannst oft gleichzeitig Englischkenntnisse verbessern.
5. Osteuropa & Nachbarländer
Viele Länder in Osteuropa haben weniger strenge Zugangsvoraussetzungen. Beispiele:
Polen: Manche Hochschulen akzeptieren den Realschulabschluss direkt für praxisnahe Fächer wie IT oder Tourismus.
Tschechien: Beliebt für medizinische Studiengänge (meist aber mit zusätzlichen Tests).
Ungarn: Private Hochschulen nehmen internationale Studenten oft auch ohne Abitur.
6. Österreich & Schweiz – Berufskollegs und Fachschulen
In Österreich kannst du mit Realschulabschluss an Berufskollegs oder höheren Fachschulen starten.
In der Schweiz gibt es ebenfalls praxisorientierte Ausbildungsprogramme, die dir später den Weg an Fachhochschulen ebnen.
Was kann man mit Realschulabschluss studieren?
Die Auswahl hängt stark vom Land und der Institution ab. Typische Studienfelder sind:
Praxisnahe Studiengänge wie Tourismusmanagement, Hotelfach, Design oder Medien.
Technische Fächer wie IT, Elektrotechnik, Maschinenbau.
Soziale Berufe wie Pädagogik, Sozialarbeit oder Gesundheitswesen.
Associate Degrees in den USA, die breit gefächert sind und einen späteren Bachelor ermöglichen.
Welchen Abschluss braucht man, um im Ausland zu studieren?
Grundsätzlich gilt:
Für die meisten Universitäten weltweit brauchst du einen höheren Abschluss als die Realschule.
Aber: Mit Realschulabschluss + Zusatzprogrammen kannst du den Einstieg schaffen.
Diese Zusatzwege sind:
Fachhochschulreife in Deutschland.
Foundation Year (Großbritannien).
Pathway-Programme (Kanada).
Bridging Courses (Australien/Neuseeland).
Kann man mit Realschulabschluss aufs College?
Ja – besonders in den USA und Kanada. Colleges sind praxisorientierter und leichter zugänglich als Universitäten.
In den USA: Community Colleges (Associate Degree).
In Kanada: Berufskollegs und technische Colleges.
Später ist ein Wechsel an Universitäten möglich – der sogenannte „Transfer Pathway“.
Sprachliche Anforderungen
Vergiss nicht: Ohne Sprachzertifikat geht es nicht. Typische Anforderungen:
TOEFL (USA/Kanada): Mindestens 70–80 Punkte.
IELTS (UK/Australien): Meist 5.5 bis 6.5 Punkte.
Tipp: Fang früh an, dein Englisch zu verbessern – oder lerne die Landessprache, wenn du nach Osteuropa willst.
Kosten und Finanzierung
Ein großes Thema sind die Kosten.
USA: Community College ca. 5.000–12.000 USD pro Jahr.
Kanada: Colleges ca. 7.000–15.000 CAD pro Jahr.
Großbritannien: Foundation Year ca. 8.000–12.000 GBP.
Australien: Bridging Course ca. 10.000 AUD.
Stipendien: Organisationen wie der DAAD, aber auch einzelne Hochschulen, bieten finanzielle Unterstützung.
Tipps für deine Planung
Frühzeitig informieren – mindestens 1 Jahr vor Studienbeginn.
Beratung nutzen – DAAD, Hochschulkompass, Agenturen.
Alternativen prüfen – Ausbildung in Deutschland + Auslandssemester.
Netzwerken – Foren, Facebook-Gruppen, Austauschprogramme.
Plan B sichern – falls der direkte Weg ins Ausland scheitert.
FAQs – Häufige Fragen
Kann ich ohne Abitur in den USA studieren?
Ja, über Community Colleges. Danach kannst du an eine Uni wechseln.
Ist ein Foundation Year schwer?
Es ist anspruchsvoll, aber machbar. Es dient vor allem dazu, dich sprachlich und fachlich fit zu machen.
Was, wenn ich kein Geld habe?
Prüfe Stipendien (z. B. DAAD) oder Auslands-BAföG. Auch Nebenjobs sind in vielen Ländern erlaubt.
Ist ein Realschulabschluss im Ausland anerkannt?
Ja, aber nicht immer direkt für ein Studium – oft nur für Colleges oder Brückenkurse.
Fazit
Der Realschulabschluss ist kein Stoppschild für deine internationalen Träume. Er ist vielmehr ein Umweg-Schild: Du musst ein paar Zusatzschritte gehen – aber es geht.
Mit Foundation Years, Colleges, Bridging Courses oder Berufskollegs hast du echte Chancen, im Ausland zu studieren. Besonders die USA, Kanada, Großbritannien und Australien bieten klare Wege.
Wichtig ist, dass du frühzeitig planst, dich informierst und offen für verschiedene Optionen bleibst. Denn am Ende zählt nicht nur der Abschluss, sondern die Erfahrung und das, was du daraus machst.