Stell dir vor, du hältst gerade dein Realschulabschlusszeugnis in der Hand. Ein kleiner Zettel, der für viele nach „Endstation“ klingt, wenn es um Studium geht. Doch ganz ehrlich: Das stimmt so nicht. Immer mehr Länder öffnen ihre Hochschulen oder Colleges auch für Bewerber, die kein Abitur haben. Der Weg ist nicht immer geradlinig – manchmal musst du Umwege über Sprachkurse, Vorbereitungsklassen oder Colleges gehen – aber er ist machbar. Und wenn du bereit bist, diesen Weg zu gehen, kann dein Realschulabschluss das Ticket in eine internationale Karriere sein.
Lass uns Schritt für Schritt durchgehen, welche Chancen es gibt, welche Länder dich aufnehmen, was du wirklich an Voraussetzungen brauchst und wie du deine Möglichkeiten clever nutzen kannst.
Warum überhaupt mit Realschulabschluss ins Ausland?
Viele Schüler denken: „Mit Realschule komme ich höchstens auf eine Ausbildung, nicht auf die Uni.“ Das mag in Deutschland oft zutreffen, aber im Ausland ticken die Uhren anders. Länder wie die USA, Kanada oder die Niederlande setzen weniger auf starre Schulabschlüsse, sondern mehr auf Motivation, Sprachkenntnisse und Zusatzprogramme.
Statistiken des OECD-Berichts 2024 zeigen, dass immer mehr deutsche Schüler mit mittlerem Abschluss ein Auslandsstudium aufnehmen. Allein in den Niederlanden ist die Zahl deutscher Studierender ohne Abitur zwischen 2015 und 2023 um rund 30 % gestiegen. Der Grund ist simpel: Dort zählt oft nicht der exakte Abschluss, sondern ob du bereit bist, ein College-Year oder Foundation Year zu absolvieren, um an die Uni zu wechseln.
Und mal ehrlich: Auslandserfahrung bringt nicht nur bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, sondern auch Selbstständigkeit, Sprachskills und internationale Kontakte.
Kann man mit Realschulabschluss auf die Uni im Ausland?
Die klare Antwort: Direkt selten – indirekt oft ja.
In vielen Ländern gilt der Realschulabschluss nicht als Hochschulzugangsberechtigung. Aber: Es gibt Umwege. Häufig musst du erst ein Vorbereitungsjahr absolvieren oder an ein Community College gehen, bevor du an eine Universität wechseln darfst.
Ein Beispiel:
USA: Mit Realschulabschluss kannst du dich an einem Community College einschreiben. Nach zwei Jahren kannst du dann an eine Universität wechseln und dort deinen Bachelor machen.
Großbritannien: Hier kannst du mit Realschulabschluss ein sogenanntes „Foundation Year“ anhängen. Danach bist du regulär für ein Studium zugelassen.
Kanada: Colleges nehmen oft auch Bewerber mit mittlerem Schulabschluss, solange Sprachkenntnisse (IELTS/TOEFL) nachgewiesen werden.
Niederlande: Einige Fachhochschulen lassen Bewerber mit Realschulabschluss über Brückenprogramme zu.
Kurz gesagt: Uni direkt ist selten drin, aber mit Vorbereitung ist der Weg offen.
Wo kann man mit Realschulabschluss im Ausland studieren?
Das hängt stark vom Land ab – manche sind flexibler, andere sehr streng. Hier ein Überblick:
1. USA – Das Land der Colleges
In den USA gilt das Bildungssystem als eines der offensten. Mit Realschulabschluss kannst du dich problemlos an einem Community College einschreiben. Nach zwei Jahren wechselst du mit guten Noten auf eine Uni wie UCLA oder NYU. Viele Studenten wählen diesen Weg, weil er günstiger ist und mehr Zeit zum Eingewöhnen gibt.
2. Großbritannien – Foundation Year als Sprungbrett
Ohne A-Levels oder Abitur kommst du nicht direkt auf die Uni. Aber: Mit einem Foundation Year kannst du den fehlenden Abschluss nachholen. Universitäten wie University of London oder Manchester bieten diese Programme an.
3. Kanada – College statt Uni
Kanadische Colleges sind praxisorientiert und offen für Realschüler. Besonders beliebt sind Programme in Toronto oder Vancouver. Mit einem Diplom kannst du später in ein Uni-Studium wechseln.
4. Niederlande – International und nah
Die Niederlande sind für deutsche Schüler besonders attraktiv, weil das System sehr flexibel ist. Einige Hochschulen bieten Brückenprogramme an, die speziell für Realschüler gedacht sind. Zudem sind die Studiengebühren vergleichsweise günstig.
5. Australien & Neuseeland – Sprachkurse plus College
Hier kommst du oft nur über den Umweg Sprachkurs + College rein. Mit einem guten IELTS-Test und Vorbereitungskursen kannst du dann in ein Bachelor-Programm starten.
Welchen Abschluss braucht man, um im Ausland zu studieren?
Offiziell: Meistens die Hochschulreife (Abitur oder Fachabitur).
Inoffiziell: Länder wie die USA und Kanada lassen dich mit Realschulabschluss rein, solange du Zusatzqualifikationen mitbringst.
Diese Zusatzqualifikationen können sein:
Foundation Year (UK, Australien)
Community College (USA)
College Diploma (Kanada)
Sprachzertifikate (IELTS, TOEFL, Cambridge English)
Berufliche Erfahrung (manchmal anerkannt, z. B. in Fachrichtungen wie IT oder Handwerk)
Kann man mit Realschulabschluss aufs College?
Definitiv ja – in vielen Ländern ist das sogar der Standardweg. Colleges sind praxisorientiert, günstiger und leichter zugänglich. Und das Beste: Du kannst dich nach dem College immer noch für ein Universitätsstudium entscheiden.
Beispiel USA: Laut einer Statista-Erhebung 2023 starten über 40 % der internationalen Studenten ihr Studium an einem Community College, bevor sie an eine Universität wechseln.
Welche Fächer sind beliebt?
Viele Realschüler entscheiden sich im Ausland für praxisnahe Studiengänge, etwa:
Wirtschaft & Management
Informatik & IT
Tourismus & Hotelmanagement
Gesundheitswesen (Pflege, Therapie)
Design & Medien
Gerade in Kanada und den Niederlanden sind diese Programme stark gefragt, weil sie gute Jobchancen bieten.
Kosten und Finanzierung
Ein Auslandsstudium klingt teuer – und ist es oft auch. Aber es gibt Wege:
Stipendien: Der DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) vergibt auch Förderungen an Schüler mit Realschulabschluss, wenn sie ein College oder Brückenprogramm besuchen.
Auslands-BAföG: Viele unterschätzen es, aber auch ohne Abitur kann man Anspruch haben. Es deckt oft sogar höhere Summen als normales BAföG ab.
Nebenjobs: Länder wie Australien oder Kanada erlauben Studentenjobs bis zu 20 Stunden pro Woche.
Ein Studium in den Niederlanden kostet zum Beispiel rund 2.530 € pro Jahr (Stand 2025), während die USA je nach College zwischen 5.000 und 15.000 USD pro Jahr verlangen.
Sprachtests – das unterschätzte Hindernis
Egal wohin du gehst: Ohne Sprachnachweis geht fast nichts. Die bekanntesten Tests:
IELTS (UK, Australien, Neuseeland, Kanada)
TOEFL (USA)
Cambridge English (weltweit anerkannt)
Die meisten Programme verlangen mindestens B2-Niveau – was ungefähr dem entspricht, was viele mit Realschulabschluss ohnehin haben.
Praktische Tipps für deinen Weg
Starte früh mit der Planung – mindestens 12 Monate vor Studienbeginn.
Kläre, welches Land wirklich passt – nicht nur nach Kosten, sondern auch nach Lebensstil.
Sprache ernst nehmen – Sprachtests können ein Dealbreaker sein.
Alternativen offenhalten – College, Foundation Year oder Ausbildung im Ausland sind oft sogar klüger als ein direktes Uni-Studium.
Netzwerke nutzen – Austauschprogramme wie Erasmus+ oder private Organisationen helfen bei der Bewerbung.
Quick Fact
Wusstest du, dass die Niederlande das Land mit den meisten deutschen Studenten im Ausland sind? Laut DAAD-Bericht 2024 studieren dort über 22.000 Deutsche – viele davon ohne Abitur, dank flexibler Zulassungsmodelle.
Fazit – Dein Realschulabschluss ist kein Stoppschild
Am Ende zählt weniger, ob du ein Abitur hast, sondern ob du bereit bist, Umwege zu gehen. Mit Realschulabschluss studieren im Ausland? Ja, das geht – wenn du dich gut vorbereitest, offen für Alternativen bist und deine Sprachkenntnisse auf Vordermann bringst.
Ob über ein College in den USA, ein Foundation Year in Großbritannien oder ein Brückenprogramm in den Niederlanden – dein Weg ins Studium steht dir offen. Und wer diesen Schritt wagt, holt sich nicht nur einen Abschluss, sondern auch eine Erfahrung fürs Leben.
Also: Pack dein Zeugnis, such dir ein Land aus – und starte dein Abenteuer.