Stell dir vor, du sitzt in einem Café in Barcelona, New York oder Seoul. Vor dir liegt dein Laptop, du bereitest dich auf ein Uni-Seminar vor – aber diesmal nicht an einer deutschen Hochschule, sondern mitten im Ausland. Der Gedanke klingt spannend, oder? Genau diese Erfahrung machen jedes Jahr tausende deutsche Studierende. Laut Statistischem Bundesamt gingen allein 2023 rund 137.000 Deutsche zum Studium ins Ausland. Das sind knapp 4 % aller deutschen Studierenden – Tendenz steigend.
Doch viele stellen sich die gleiche Frage: Wie kann ich im Ausland studieren? Die Antwort hängt von einigen Faktoren ab – deinem Abschluss, deinen Sprachkenntnissen, deinem Budget und natürlich deinem Ziel. In diesem Artikel gehen wir Schritt für Schritt durch alles, was du wissen musst: Voraussetzungen, beliebte Länder, Kosten, Sprachlevel, Bewerbungsprozesse und praktische Tipps, die dir den Weg ebnen.
Was brauche ich, um im Ausland zu studieren?
Die Voraussetzungen sind nicht in jedem Land gleich, aber es gibt ein paar Grundpfeiler, die fast überall wichtig sind:
1. Schulabschluss oder Hochschulzugangsberechtigung
Mit Abitur stehen dir die meisten internationalen Unis offen.
Mit Fachhochschulreife oder Realschulabschluss wird es schwieriger, aber es gibt Umwege über Foundation Years, Community Colleges oder Pathway-Programme.
Länder wie die Niederlande oder Österreich akzeptieren oft auch Fachhochschulreife direkt.
2. Sprachkenntnisse
Fast alle Universitäten prüfen, ob du die Unterrichtssprache beherrschst. Typische Nachweise sind:
Englisch: TOEFL, IELTS oder Cambridge-Zertifikate.
Französisch: DELF/DALF.
Spanisch: DELE.
Deutsch (für Ausländer in Deutschland): TestDaF oder DSH.
Quick Fact: Für englischsprachige Studiengänge verlangen viele Unis mindestens B2 oder C1-Niveau nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen (GER).
3. Bewerbung & Zulassung
Jede Uni hat eigene Verfahren. Manche nutzen zentrale Plattformen wie UCAS (UK) oder Common App (USA), andere Bewerbungen laufen direkt über die Hochschulen.
4. Finanzielle Mittel
Unis prüfen teilweise, ob du genug Geld hast, um Studiengebühren und Lebenshaltungskosten zu decken. In den USA musst du zum Beispiel ein Financial Statement nachweisen.
Wo kann man als Deutscher im Ausland studieren?
Die Möglichkeiten sind riesig – von Europa über Nordamerika bis Asien. Aber ein paar Länder sind bei deutschen Studierenden besonders beliebt:
1. Österreich und Schweiz
Sprache: Deutsch (großer Vorteil).
Kosten: Österreich verlangt meist nur geringe Studiengebühren (ca. 363 € pro Semester), in der Schweiz sind die Kosten je nach Uni höher (zwischen 500–2.000 CHF).
Beliebt für: Medizin, Jura, Technik.
2. Niederlande
Sehr viele englischsprachige Studiengänge.
Studiengebühren liegen bei ca. 2.530 € pro Jahr für EU-Studierende.
Nähe zu Deutschland – ideal für einen „sanften Einstieg“ ins Ausland.
3. USA
Hohe Qualität, aber teuer.
Studiengebühren: 20.000–50.000 US-Dollar pro Jahr.
Pluspunkt: Starke Netzwerke und große Vielfalt an Studiengängen.
4. Kanada
Studiengebühren etwas günstiger als in den USA (ca. 15.000–25.000 CAD/Jahr).
Viele Programme in Englisch und Französisch.
5. Großbritannien
Beliebt für Fächer wie Wirtschaft, Politik oder Kulturwissenschaften.
Studiengebühren: ca. 9.250 £ pro Jahr für EU-Bürger (seit Brexit leider meist höher).
6. Asien
Südkorea, Japan, China werden immer attraktiver.
Oft günstige Studiengebühren (teilweise nur 3.000–6.000 € pro Jahr).
Kulturell spannend, aber Sprachhürden sind größer.
Wie viel kostet es im Ausland zu studieren?
Das hängt enorm vom Land und der Uni ab. Lass uns das grob einordnen:
Land | Studiengebühren (pro Jahr) | Lebenshaltungskosten (monatlich) |
---|---|---|
Österreich | 363–726 € | 800–1.200 € |
Niederlande | ca. 2.530 € | 900–1.200 € |
Schweiz | 500–2.000 CHF | 1.200–1.800 € |
USA | 20.000–50.000 $ | 1.200–2.000 € |
Kanada | 15.000–25.000 CAD | 1.000–1.500 € |
Großbritannien | 9.000–20.000 £ | 1.000–1.500 € |
Südkorea | 3.000–6.000 € | 700–1.200 € |
Studie sagt: Laut DAAD geben deutsche Studierende im Ausland durchschnittlich rund 1.000 € pro Monat für Lebenshaltungskosten aus.
Welches Sprachniveau braucht man, um im Ausland zu studieren?
Das ist eine der häufigsten Fragen. Grundsätzlich gilt:
Englischsprachige Programme:
Bachelor: meist B2 (IELTS 6.0 / TOEFL 80).
Master: oft C1 (IELTS 6.5–7.0 / TOEFL 90–100).
Nicht-englische Länder:
Frankreich: B2 im Französischen (DELF B2).
Spanien: B2 im Spanischen (DELE).
Korea/Japan: Manche Programme fordern lokale Sprachtests (TOPIK für Koreanisch, JLPT für Japanisch).
Kleiner Trost: Viele Länder bieten Vorbereitungskurse oder Sprach-Intensivprogramme an, wenn du das Level noch nicht erreichst.
Praktische Tipps, um deine Chancen zu erhöhen
Frühzeitig planen: Bewirb dich mindestens 1 Jahr vorher, gerade in den USA oder UK.
DAAD & Stipendien prüfen: Viele deutsche Studierende finanzieren sich über Erasmus+, DAAD-Stipendien oder Stiftungen.
Gap Year nutzen: Ein Auslandsjahr nach dem Abi mit Sprachkursen oder Praktika kann dir die Türen öffnen.
Networking: Sprich mit Alumni, lies Erfahrungsberichte, nimm an Info-Veranstaltungen teil.
Noten sind wichtig, aber nicht alles: Motivation, Sprachtests und Empfehlungsschreiben können viel ausgleichen.
Häufige Fragen (FAQ)
Kann ich mit Realschulabschluss im Ausland studieren?
Ja, aber oft über Umwege wie Colleges oder Foundation Years.
Brauche ich immer ein Visum?
Für EU-Länder nicht, für Länder wie USA, Kanada oder Australien schon.
Gibt es Länder ohne Studiengebühren?
Ja, z. B. Norwegen und Schweden (nur geringe Semesterbeiträge).
Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es?
Neben Stipendien auch BAföG (für Auslandssemester), Kredite oder Teilzeitjobs.
Fazit: Lohnt es sich, im Ausland zu studieren?
Die Antwort ist fast immer: Ja – wenn du vorbereitet bist.
Studieren im Ausland ist nicht nur eine akademische Entscheidung, sondern auch eine Lebenserfahrung. Du lernst neue Kulturen kennen, verbesserst deine Sprachkenntnisse und stärkst deine Karrierechancen. Klar, es kostet Zeit, Energie und Geld – aber genau das macht dich später einzigartig auf dem Arbeitsmarkt.
Wenn du also schon länger darüber nachdenkst: Fang klein an. Informiere dich, mach Sprachtests, rede mit Leuten, die diesen Schritt gegangen sind. Denn am Ende zählt nicht nur, ob du im Ausland studierst, sondern was du daraus machst.